Der SV Hermersberg verpasst den Befreiungsschlag – und hadert mit dem Schiedsrichter. Die Mannschaft von SVH-Trainer Jens Mayer führte bis zur 89. Minute mit 3:1 Toren, muss sich am Ende abr mit einen 3:3 (1:1) Unentschieden gegen den FC Bienwald Kandel begnügen und geht gefühlt als Verlierer vom Platz. Der Trainer sieht die Rote Karte wegen Verlassens seiner Coachingzone.

Hängende Köpfe, Blicke ins Leere – so standen die Spieler des SV Hermersberg nach dem Schlusspfiff auf dem Platz. Sie wussten, dass sie wertvolle zwei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt verloren hatten.
Doch auch der Schiedsrichter trug seinen Teil zu dieser Heimniederlage bei: Es lief die 90. Minute, der SVH führte mit 3:1, als Patrick Freyer in der eigenen Hälfte zu einem Konter ansetzte und kurz vor der Mittellinie gefoult wurde, der Pfiff blieb aber aus. Die Gäste schlugen einen Diagonalball in den Strafraum, Dennis Hanß schlich sich im Rücken von Jens Kolb davon und schweißte den Ball zum Anschlusstreffer ins Netz.

Das sollte aber noch nicht das Ende sein, denn der Unparteiische zeigte eine Nachspielzeit von fünf Minuten an – und in der vierten dieser fünf Minuten war es um die Gastgeber geschehen. Einen Gästeangriff konnte die SVH-Hintermannschaft nicht entscheidend aus der Gefahrenzone bringen, sondern nur ins Seitenaus Höhe des Strafraums klären. Der folgende lange Einwurf landete im Getümmel bei Laurent Laturner, der sich mit seinem Treffer zum 3:3-Endstand als Spaßbremse aus Hermersberger Sicht entpuppte.

 

Dirk Schneckmann, der zweite Vorsitzende des SV Hermersberg, kommentierte dieses äußerst unglückliche Remis als ärgerlich. Die Anhänger, Spieler und Verantwortlichen des SV Hermersberg beklagten nach dem Abpfiff die lange Nachspielzeit. Doch diese Entscheidung war es nicht allein, was die Gelb-Schwarzen auf die Palme brachte, sondern gleich drei Situationen in der 67. Minute: Christoph Metzger wurde von Yannick Kindler kurz hinter der Mittellinie mit gestrecktem Bein am Schienbein getroffen und der Schiedsrichter unterbrach zum Entsetzen aller Heimfans, denn der Ball landete trotz des Fouls bei Patrick Freyer, der frei aufs Tor zulief. Metzger krümmte sich vor Schmerzen, was Nico Freiler zum Ausflippen brachte, um dem Übeltäter laut und deutlich die Meinung geigte. Der Schiedsrichter ging zu seinem Assistenten an die Linie und zeigte Kindler nach kurzer Beratung die gelbe Karte – genauso wie Freiler. Da Jens Mayer nach dem Tritt einen Platzverweis erwartete, hatte er seine Coachingzone verlassen und war in Richtung des Linienrichters gelaufen – was der Unparteiische sah und ihn veranlasste, die Rote Karte gegen Mayer zu zücken, der sichtlich aus allen Wolken fiel.

Auf Nachfrage der Pirmasenser Zeitung begründete der Unparteiische den Platzverweis gegen Mayer wie folgt: „Der Trainer hat massiv seine Coachingzone verlassen, regeltechnisch ist dies eine Rote Karte“. Für Mayer war es bereits der zweite Platzverweis in dieser Saison. „Ich habe nichts gesagt, und wenn ich dann eine Rote Karte bekomme, macht mein Coaching keinen Sinn. Was die drei abgeliefert haben, nimmt mir den Spaß“, kommentierte Mayer seinen Platzverweis.

Als sich alle Gemüter halbwegs beruhigt hatten, schlug Freyer den angezeigten Freistoß auf den ersten Pfosten, wo Jonas Simon lauerte. Dieser brachte das Leder im Tor unter, doch das vermeintliche 4:1 wurde wegen seines Handspiels richtigerweise nicht gegeben.

 

Die Hausherren waren schlecht in die Partie gekommen und hatten bereits in der dritten Minute das 0:1 hinnehmen müssen. Marc Staiger köpfte am langen Pfosten stehend Kandel in Führung. Mit zwei Eckbällen für den SV Hermersberg in der 18. und 19. Minute kippten die Kräfteverhältnisse. Freyer bediente von der linken Seite jeweils Marius Dausmann am zweiten Pfosten, doch beim ersten Eckball wurde der Ball über die Latte abgefälscht, beim zweiten von einem Gästespieler für seinen schon geschlagenen Torwart von der Linie geklärt.

Jetzt waren die Gastgeber aber wach: Durch die einzige herausgespielte Torchance des ersten Durchgangs glich der SV Hermersberg in der 34. Minute aus. Patrick Freyer schickte Cedric Gries, der sich gegen Bleron Azemi durchsetzte und das Leder an FC-Schlussmann Paul Metzger vorbei zum 1:1 ins Tor spitzelte. Für Gries war es der erste Saisontreffer. „Cedric hat sich damit für die guten Leistungen der letzten Wochen endlich belohnt“, lobte Mayer. Paul Metzger hütete ab der 19. Minute das Gästetor, da die etatmäßige Nummer 1 Patrick Aust verletzt ausgewechselt wurde.

In der zweiten Halbzeit waren acht Minuten gespielt, als der SV Hermersberg das Spiel drehte. Freiler spielte einen Eckball flach Richtung Elfmeterpunkt, von wo Freyer aus vollem Lauf ins lange Eck zum 2:1 traf. Und ihm war auch das 3:1 vorbehalten. Er setzte sich den Ball für einen Freistoß bereit, lief an und traf aus 25 Meter über die Mauer in die Maschen. Obwohl die Gäste zwischen den beiden Treffern von Freyer durch Lukas Bosch noch einmal am Pfosten scheiterten, wussten sie am Ende sicherlich nicht, warum sie mit einem Punkt nach Hause fahren durften. (Pirmasenser Zeitung)

2023 03 20 Kandel

STIMMEN ZUM SPIEL:

Jens Mayer, Trainer SV Hermersberg: Gefühlt ist es halt eine Niederlage, wobei wir nicht schlecht gespielt haben, bei den Gegentoren waren wir einfach nicht eng genug am Mann. Du bekommst in der Nachspielzeit, die viel zu lange war, den Ausgleich, und zuvor einen Platzverweis von den drei, die total arrogant waren.

Cedric Gries, Torschütze des SV Hermersberg: Meine Torflaute hätte lieber weiter bestehen sollen, wenn wir gewonnen hätten. Es war natürlich schön, getroffen zu haben, es ist aber unglaublich bitter, dass wir gefühlt noch verloren haben.

SO SPIELTEN SIE:

SV Hermersberg: Deppert – Kolb, Simon, Dausmann, Metzger – Masch, Freiler – Freyer, Bißbort, Gries – Weber
Tore: 0:1 Staiger (3.), 1:1 Gries (34.), 2:1 Freyer (54.), 3:1 Freyer (63.), 3:2 Hanß (90.), 3:3 Laturner (90.+4)
Zuschauer: 250
Schiedsrichter: David Scherer (1. FSV Mainz 05)