Elfmeter halten liegt ihm einfach im Blut, das stellte Reiner Schwartz, Torwart beim SV Hermersberg, bereits im Tor des FK Pirmasens unter Beweis. Heute, im Duell gegen seinen ehemaligen Verein, will er diese Künste wieder zeigen und mit dem SV Hermersberg in die nächste Runde des Verbandspokals einziehen. Für Schwartz kein Ding der Unmöglichkeit, sein Team dürfe nur nicht verkrampfen.
Nicht nur SVH-Spielertrainer Jens Mayer oder Neuzugang Patrick Freyer haben eine FKP-Vergangenheit, laut SVH-Spielleiter Klaus Dahler trugen schon 15 Spieler des aktuellen Hermersberger Kaders das Trikot des heutigen Gegners, wenn auch ein Großteil nur in der Jugend. Einer von ihnen hat mit dem FKP Pokalgeschichte geschrieben. SVH-Schlussmann Reiner Schwartz wurde vor etwas mehr als 15 Jahren, am 9. September 2006, in der ersten DFB-Pokalrunde zwischen dem FKP und dem SV Werder Bremen zum Helden. Schwartz parierte im Elfmeterschießen gegen die Bremer Ivan Klasnic und Hugo Almeida gleich zwei Strafstöße und hatte beim 4:2-Sieg einen großen Anteil am Weiterkommen.
„Die Erinnerungen sind heute immer noch groß. Nachdem Miguel Carvalho den entscheidenden Elfmeter verwandelte, hat sich die Anspannung komplett entladen“, erinnert sich Schwartz, der damals den Zaun hochkletterte, gemeinsam mit den Fans feierte und sogar in die SWR-Sportsendung „Flutlicht“ eingeladen wurde. Das Besondere: Die damalige Nummer zwei wurde von FKP-Trainer Robert Jung nur in den Pokalwettbewerben eingesetzt.
Letzte Saison des Pokalhelden
Ähnlich ist die Situation auch in dieser Saison beim SV Hermersberg. Da der zweifache Familienvater berufsbedingt etwas kürzer treten und oft Sven Deppert den Vortritt im Kasten des SVH geben musste, sieht er das jetzt lockerer als in seiner Zeit beim FKP. „Damals musste ich die Entscheidung des Trainers einfach akzeptieren. Beim SV Hermersberg kann ich nicht regelmäßig trainieren, daher haben es sich Sven, aber auch Noah Wächter verdient zu spielen“, erkennt Schwartz die Leistung seiner Konkurrenten an. Für ihn wird es die letzte Saison sein, erzählt er im Gespräch mit der PZ. Er will sich in Zukunft mehr auf seine Familie und seinen Beruf konzentrieren, denn seine „Erben“ seien gefunden. „Die beiden sind klasse Torhüter und auf einem guten Weg, daher können sie meine Position einnehmen“, lobt Schwartz, bei dem bald auch noch die Hochzeit mit seiner Verlobten ins Haus stehen würde.
Dass der mittlerweile 38-jährige Strafstöße halten kann, bewies er aber nicht nur gegen den ehemaligen Bundesligisten, sondern auch in der zweiten Runde des Verbandspokals im August. Beim TSC Zweibrücken wurde Schwartz in der 118. Minute eingewechselt und parierte zwei Strafstöße. Auch wenn Jens Mayer damit ein richtiges Näschen bewies, musste sich sein Torwart sogar Beleidigungen gefallen lassen, stellte sich aber dem Kritiker. „Ich konnte ihn sogar verstehen und ich muss sagen, dass ich mich auch nicht mehr eingewechselt hätte. Aber es war die Entscheidung des Trainers, der im Nachhinein alles richtig gemacht hat“
Entscheidung für die Erfahrung
Schwartz kann also Pokal und wird deshalb heute gegen den FK Pirmasens das Tor des SVH von Beginn an hüten. Darauf hat sich Jens Mayer schon vor knapp zwei Wochen festgelegt: „Reiner hat sich das Spiel einfach verdient“, argumentiert der Trainer. Für Schwartz selbst sei dies keine Entscheidung gegen seine Konkurrenten, sondern für seine Erfahrung. „Ich rechne mit 1 000 bis 1 500 Zuschauern, solche Atmosphären habe ich im Gegensatz zu Sven oder Noah schon erlebt. Aber genau für solche Spiele trainiert man von klein auf. In meinem Fall ist es natürlich noch mehr besonders, weil ich drei Jahre dort gespielt habe“, berichtet Reiner Schwartz. SVH-Vorsitzender Ulli Könnel rechnet hingegen mit weniger Andrang und nur 500 bis 900 Zuschauern.
Menschenkenntnis statt Psychotricks
Genau diese Erfahrung und vor allem sein Talent im Elfmeterschießen könnten am Ende entscheidend sein. Elfmetertöter Schwartz habe in seiner Laufbahn nur ein Elfmeterschießen verloren. Dieses sei während seiner Zeit beim VfL Neustadt gewesen, wo er von 2012 bis 2015 zwischen den Pfosten stand. Damals unterlag er in der fünften Verbandspokalrunde mit dem VfL dem SV Gonsenheim mit 4:5 nach Elfmeterschießen, Schwartz hielt keinen Strafstoß. Damals habe seine Menschenkenntnis versagt, ihre verdanke er sein Talent. „Psychotricks sind da nicht mein Ding, ich schaue einfach wie ein Schütze anläuft. Es gibt ja Quoten, dass zum Beispiel ein Rechtsfuß eine bestimmte Ecke bevorzugt“, erklärt Schwartz.
Ein Elfmeterschießen heute Abend ist für Schwartz absolut ein Thema. Und er wäre sogar bereit, selbst einen Strafstoß zu treten, schließlich übe er das im Torwarttraining . „Da bin ich ein Typ wie Robert Lewandowski, der seinen Anlauf verzögert, schaut was der Torwart macht und im letzten Moment noch den Fuß dreht“, sagt Schwartz, der sich sicher ist, dass der SV Hermersberg trotz der krassen Außenseiterrolle den Platz als Sieger verlassen wird, wenn es zu einem Elfmeterschießen kommen sollte. Die Mannschaft dürfe nur nicht verkrampfen, dann wäre eine Überraschung wie letzte Saison gegen den Oberligisten TSG Pfeddersheim drin.
Einen Außenseitersieg will FKP-Trainer Patrick Fischer auf jeden Fall vermeiden, auch wenn ihm die Tücken der Sickinger Höhe – Wind und Kunstrasen – bekannt sind. „Die nächste Runde ist Pflicht“, fordert der FKP-Trainer, der trotz weniger Berührungspunkten mit Reiner Schwartz von dessen Elfmetertöterkünsten weiß. „Das macht er schon immer gut, in allen Situationen“, so Fischer. Ob er heute die Beste Elf in dieses Pokalderby schicken oder im Vergleich zur Niederlage am Samstag gegen die Offenbacher Kickers rotieren wird, wolle er erst kurzfristig entscheiden. (Pirmasenser Zeitung)