Warum gibt es keine F-Jugendtabelle?
Erstmals ?Runde ohne Punkte" bei den F-Jugend-Fußballern im Kreis - Trainer-Umfrage - Verkleinertes Feld setzt sich nicht durch
Keine Punkte, keine Tabelle, kein Kreismeister
Erstmals ?Runde ohne Punkte" bei den F-Jugend-Fußballern im Kreis - Trainer-Umfrage - Verkleinertes Feld setzt sich nicht durch
Zwei Jahre lang drückte sich der Fußballkreis Pirmasens/Zweibrücken erfolgreich davor, war im Südwestdeutschen Fußball-Verband (SWFV) gar einer der größten Gegner der Initiative, bei den F-Junioren (bis neun Jahre) die Punkterunde abzuschaffen und dafür eine zunächst ?Freundschaftsrunde" und dann ?Runde ohne Punkte" getaufte Saison zu spielen. Doch jetzt greift der Wunsch des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) auch bei den etwa 450 F-Jugendlichen in der Südwestpfalz. Erstmals spielen auch sie eine ?Runde ohne Punkte", die aber so ganz ohne Bewertung nun auch wieder nicht ist. Die RHEINPFALZ befragte Trainer und Staffelleiter kurz vor Abschluss der Vorrunde nach ihren Erfahrungen.
?Zunächst muss ich einmal feststellen, dass sich die neue, verkleinerte Spielfläche bei uns nicht durchgesetzt hat", beginnt F-Junioren-Staffelleiter Hans-Peter Meyer aus Hauenstein seine Ausführungen. Immer wieder müsse er feststellen, dass auf dem Spielberichtsbogen, der auch weiterhin nach jeder Partie ausgefüllt und an ihn verschickt werden muss, steht: ?Beide Trainer waren einverstanden, dass über die altgewohnte Platzgröße gespielt wird." Das heißt quer über die Hälfte des Sportplatzes und nicht - wie vom DFB gewünscht - auf 40 mal 35 Meter. ?Aber wir haben uns im Kreisjugendausschuss darauf verständigt, dass das so zulässig ist. Wichtig ist, dass die Trainer sich einig sind", sagt Meyer. Um ein Linien-Wirrwarr zu verhindern, hatte Verbandssportlehrer Heinz Jürgen Schlösser vorgeschlagen, das Spielfeld mit Hütchen oder Bändern abzugrenzen. Meyer dazu: ?Das setzt sich ganz eindeutig nicht durch."
Trainer führen Privat-Tabellen
Tabellen gibt es für die U 9-Kicker keine mehr - weder in der Zeitung noch im ?dfb.net", wo alle Vereine ab Januar 2006 zwingend ihre Jugendfußballergebnisse selbst eintragen müssen. ?Die Trainer und Betreuer von den besseren Teams führen nach wie vor ihre Tabellen unter sich. Die wollen schon wissen, wo sie stehen", weiß Meyer.
Es wird also weder ein Kreismeister ausgespielt, noch wird es eine Kreisklassenmeisterschaft geben. Das hat natürlich auch zur Konsequenz, dass die F-Junioren bei den Bezirksmeisterschaften nicht mehr dabei sind. Dort kicken dann nur noch die E-Junioren (U11) und die D-Junioren (U13) auf Kleinfeld. ?Keine Frage, dass dadurch diese Meisterschaft abgewertet wird und an Attraktivität verliert", prophezeit Meyer.
Weiter zwei Leistungsstufen
Beibehalten werden soll aber die Hallenkreismeisterschaft, was sich natürlich nicht mit dem Leitgedanken des DFB vereinbart, jegliche Meisterschaft und somit Ernsthaftigkeit aus dem Spielbetrieb herauszunehmen. Auch die Fortführung der Rückrunde mit einer Kreisliga, in der die besten Teams aus der Vorrunde aufeinander treffen, beinhaltet einen kleinen Widerspruch. ?Wir hatten sehr gute Erfahrungen mit diesem Modus gesammelt und wollen ihn auch beibehalten. Wenn die starken Teams aus der Kreisklasse abgeschöpft sind, ergibt das auch automatisch mehr Chancengleichheit für die schwächeren Teams", argumentiert Meyer.
Stahl: Eltern-Verhalten unverändert
Martin Stahl, der die F 1 beim TuS Winzeln trainiert, sagt unumwunden: ?Dass es keine Tabelle mehr gibt, ist ein Nachteil für die Kinder. Dadurch hat der Spielbetrieb an Attraktivität verloren." Seine Mannschaft, die aus dem Bambini-Zeitalter kontinuierlich aufgebaut worden sei, habe diese Saison noch kein Spiel verloren. ?Da sind wir natürlich auch stolz darauf", sähe er eine in der Zeitung veröffentlichte Tabelle auch als Bestätigung dieser Leistung. ?Es spielt auch keiner auf dem kleineren Feld. Die Kinder sagen selbst, dass sie auf dem großen spielen wollen", berichtet Stahl. ?Ich finde auch gut, dass in der Rückrunde die stärksten Teams in der Kreisliga zusammengefasst werden. Darauf haben wir hingearbeitet, und die Kinder freuen sich darauf", sagt der Winzler Nachwuchscoach. Schließlich sei der Leistungsgedanke überall dabei. Warum nicht hier? Am Verhalten der Eltern habe sich nichts geändert. Stahl: ?Es gibt Eltern, die üben Druck auf ihre Kinder oder den Trainer aus, und es gibt welche, die machen das nicht. Das wird immer so sein."
?Leistungsgedanken gibt es immer"
Der F-Jugend-Trainer des SC Stambach, Udo Entenmann, kam kurz vor dem Gespräch mit der RHEINPFALZ von einer 0:4-Niederlage seiner, wie er sagt, ?unerfahrenen Mannschaft" nach Hause. ?Wir haben heute Abend auch quer über den Platz gespielt und mussten gegen einen überlegenen Gegner eine reine Abwehrschlacht hinlegen. Ein kleineres Spielfeld wäre natürlich für die schwächeren Teams von Vorteil", ist seine Erfahrung aus der Praxis. Eine Tabelle in der Zeitung würde er schon befürworten, ?denn das ergibt mehr Anreiz für die Kinder". Die besseren Teams würden ihre eigene Tabelle machen. Entenmann: ?Die wissen schon, wie sie stehen." Beibehaltung der Kreisliga und der Hallenkreismeisterschaft befürwortet er. ?Die starken Teams sollen ruhig auch einmal untereinander spielen, und einen Leistungsgedanken wird es immer geben", stellt Entenmann fest.
?Kinder wollen immer gewinnen"
Peter Albrecht, der in diesem Jahr die F-Jugend seines SC Busenberg trainiert, stellt klipp und klar fest: ?Für die Kinder hat sich nichts geändert. Die wollen immer gewinnen." Die Eltern seien es, die in der Zeitung sehen wollen, wo ihre Mannschaft steht. Aber wenn schon keine Tabelle, sollten wenigstens die Ergebnisse drin sein. ?Wir haben bisher - mit Ausnahme von Rodalben - durchweg auf großem Feld gespielt", berichtet Albrecht. Je nach Spielstärke sei es natürlich besser, auf einem größeren Feld zu spielen. Aus seiner Sicht sei es ideal, die Hälfte des Sportplatzes unter Aussparung des Fünfmeterbereichs zu markieren. ?Die Richtung, in die der DFB geht, finde ich schon richtig. Die Buben sollten einfach nur spielen, Meisterschaften müssen noch nicht sein", sagt Albrecht. Freundschaftsspiele, aber mit der gebotenen Ernsthaftigkeit - darin sähe er die Zukunft in dieser Altersklasse.
Gegen Hütchen und Bänder
Mathias Schütz ist F1-Trainer beim SV Hermersberg , wo auch sein 1997 geborener Sohn Manuel dem Ball nachjagt. Sein Team hat bisher jedes Spiel gewonnen. ?Die Kinder schauen von sich aus nicht in die Zeitung nach der Tabelle, aber die Eltern. Die und ihr Interesse am Sport ihrer Kinder brauchen wir aber unbedingt. Ich finde es klasse, wenn die Eltern ihre Kinder so unterstützen", sagt Schütz. Ziel sei ja, dass die Kinder so schnell wie möglich selbstständig agieren und ihre Entscheidungen treffen. Schütz: ?Unsere Kinder sind so ausgereift, dass das große Kleinfeld kein Problem für sie ist. Ja, sie brauchen sogar diesen Auslauf. Fußball ist eben ein Bewegungssport." Hütchen und Bänder zu benutzen, um das Feld abzustecken? ?Das ist im Turnen angebracht. Wir spielen aber Fußball", hat er eine klare Meinung. Eine Kreisliga nach der Vorrunde müsse kommen. ?Wir gewinnen 24:0, 12:0 und 16:0 - was soll das bringen?", fragt er sich. Er ist für eine Beibehaltung der Hallenkreismeisterschaft, ?für die man ja einen anderen Namen finden kann", rät Schütz.
BRANDSP / BRANDSP
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Pirmasenser Rundschau
Datum: Nr.257
Datum: Samstag, den 05. November 2005
Seite: Nr.20
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