Deutscher Meister, Hermersberger und ehemaliger SVH-Jugendspieler Frank Lelle scoutet für den Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach

Ein Reisender in Sachen Fußball ist Frank Lelle. Dabei gehen die Ziele des ehemaligen Bundesligaprofis, der mit dem 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal (1990) und die deutsche Meisterschaft (1991) holte, weit über Europa hinaus. Der gebürtige Hermersberger startet seit Mitte 2014 von Pirmasens aus als Scout von Borussia Mönchengladbach in die weite Fußballwelt.

„Mein Vertrag in Kaiserslautern lief aus. Gladbach war schneller, und ich wollte auch was Neues machen. Es war ein Glücksfall für mich“, blickt der 52-Jährige auf seinen Wechsel an den Niederrhein zurück. Zuvor war Lelle in der Ära Stefan Kuntz beim FCK knapp fünf Jahre Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und danach noch ein weiteres Jahr im Scouting-Bereich tätig gewesen. Bei den „Fohlen“ hat er die Aufgabe übernommen, die nationalen und internationalen U17- bis U20-Talente zu sichten und auch zu vergleichen. Lelle: „Scouting hat in Gladbach schon immer eine große Bedeutung.“Deshalb werden die Nachwuchskicker nicht nur anhand von Videos, Statistiken und Profilen beurteilt. Es sei, so Lelle, viel wichtiger, die Talente auch live zu erleben. Wie beispielsweise bei der U17-Weltmeisterschaft im vergangenen Oktober in Indien, wo England den Titel holte und die Deutschen im Viertelfinale gegen Brasilien ausgeschieden sind. „Wir waren da als einziger Bundesligist vor Ort“, unterstreicht der durch seinen Gladbacher Job mittlerweile zum Weltenbummler gewordene Südwestpfälzer. „Das war zwar extrem anstrengend und logistisch eine große Herausforderung, aber auch eine meiner bislang spannendsten Reisen.“
So ist es nicht verwunderlich, dass der Gladbacher Scout selten in Pirmasens anzutreffen ist. „Im letzten Jahr war ich insgesamt 125 Tage unterwegs“, sagt Lelle. Ob U20-Südamerika-Meisterschaft in Ecuador, U17- und U20-Turniere in Spanien und Portugal, U20-WM in Südkorea oder U19-Europameisterschaft in Georgien: Überall saß der ehemalige Spieler und Trainer des FK Pirmasens mit Notizblock im Stadion. Doch damit nicht genug. Freiräume nutzt Lelle, um mal schnell nach Frankreich oder in die Schweiz zu fahren und sich dort zu informieren. Wobei insbesondere Schweizer Kicker großes Interesse beim aktuellen Bundesligasiebten wecken. „Da haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, merkt Lelle an. Der momentane Stammkeeper Yann Sommer und Granit Xhaka (jetzt Arsenal London), die beide alle Schweizer Juniorennationalteams durchliefen, sind da beste Beispiele.

„Viele Filter ergeben ein Bild. Es ist das Zusammenspiel von digitaler und analoger Arbeit“, weiß der ehemalige Polizist. „Die Spieler müssen mindestens über drei bis vier Jahre beobachtet und verfolgt werden“, berichtet Lelle. Als einen „richtig Guten“ bewertete Lelle Innenverteidiger Reece Oxford, der ihm bei mehreren Sichtungen auffiel. Der 20-Jährige durchlief sämtliche Nachwuchsnationalteams der Engländer und wurde 2017 von den Gladbachern ausgeliehen. Sehr zum Leidwesen der Borussen beorderte ihn sein Stammverein West Ham United Ende 2017 wieder auf die Insel zurück.

Von Interesse für die Gladbacher sind also nicht nur Spieler, die nach langer Scoutingphase direkt verpflichtet werden können (wie der slowakische Nationalspieler Laszlo Benes). Auch junge, hochtalentierte Kicker, die namhafte Vereine früh an der Angel haben, stehen zwecks möglicher Ausleihe im Fokus der Scouts. Dazu zählt als bestes Beispiel in der zurückliegenden Zeit Andreas Christensen. Der dänische Nationalspieler trug als Leihgabe von 2015 bis 2017 zwei Jahre das Trikot der „Fohlen“ und wurde nach seiner Rückkehr Stammspieler beim Premier-League-Dritten FC Chelsea.

„Wenn eine Expertise mit Leben erfüllt ist, die Machbarkeit geprüft wurde“, so Lelle, dann übernehmen der Leiter der Scouting-Abteilung, der aus Bottenbach stammende Steffen Korell (wie Lelle einst Schüler des Pirmasenser Leibniz-Gymnasiums), und Gladbachs Sportdirektor Max Eberl die weiteren Schritte. „Natürlich tauschen wir uns da eng aus“, spricht Lelle von einer sehr guten Kommunikation in diesem Bereich. Zweimal im Monat sei er in Gladbach, um seine Ergebnisse mit den Verantwortlichen zu besprechen.

Da bleibt wenig Zeit, wie Lelle sagt, mal wieder ins Stadion auf der Husterhöhe zu gehen. „Ich habe 2017 kein Spiel vom FKP gesehen. Da fällt es schwer, detailliert etwas zu deren Situation zu sagen“, bedauert Lelle, der 1999 als Trainer mit dem FKP in die Regionalliga aufstieg. Kontakt hat der wieder verheiratete Familienvater noch regelmäßig zu seinen Spezis Ralf Riehmer (Münchweiler) und Stefan Kuntz, Ex-FCK-Chef und jetzt U21-Nationaltrainer. Und Jens Schaufler, den Co-Trainer des FKP und Lebensgefährten seiner Schwester, sieht er natürlich bei Familienfesten.

Zur Person Frank Lelle:

Geboren: 4. Februar 1965 in Hermersberg.
Erlernter Beruf: Polizist.
Stationen als Spieler: SV Hermersberg (bis B-Jugend), FK Pirmasens, SV 53 Rodalben, 1. FC Kaiserslautern (DFB-Pokal-Sieger 1990, Deutscher Meister 1991 und Supercupsieger 1991), FC Homburg, 1. FC Kaiserslautern Amateure, FK Pirmasens (Verbandsligameister 1997). 85 Bundesligaspiele, acht Tore.
Stationen nach der Spielerkarriere: U19-, Co- und Cheftrainer beim FK Pirmasens (1997 bis 2000, Oberligameister 1999), Co-Trainer von Stefan Kuntz beim Karlsruher SC (Regionalligameister 2001), SV Waldhof Mannheim, LR Ahlen, Scout einer Spielerberatungsfirma, Leiter des FCK-Nachwuchsleistungszentrums (2008-2013), FCK-Scout (bis 2014), Scout bei Borussia Mönchengladbach (seit 2014).

Die Rheinpfalz 


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