2025 01 07 lelle

David Lelle aus Hermersberg spielt in der Innenverteidigung des Drittligateams von Borussia Dortmund II so stark, dass er schon kurz vor dem Sprung in den Spieltagskader des Bundesliga-Teams stand.

Es war die „Wunderheilung“ von Nico Schlotterbeck, dem Innenverteidiger von Bundesligist Borussia Dortmund, die David Lelle den erstmaligen Sprung in den Bundesligakader von BVB-Trainer Nuri Sahin verwehrte. „Ich hatte bei den Profis mittrainiert, war auch mit ihnen im Hotel, bis dann „Schlotti“ grünes Licht gab und ich wieder raus war aus dem Kader“, beschreibt der seit Sommer mit Borussia Dortmund II in der Dritten Bundesliga spielende 21-jährige Hermersberger, wie sich kurzzeitig ein Fenster zur Beletage des deutschen Fußballs für ihn auftat – und vorerst wieder schloss.

Im Alter von neun Jahren wechselte Lelle von seinem Heimatverein SV Hermersberg zu den „Roten Teufeln“ an den Betzenberg. Mit 14 Jahren ging es ins Nachwuchsleistungszentrum der „Roten Bullen“ von RB Leipzig. Nach einer Verletzung kurz aus dem Tritt geraten, führte ihn sein Weg bei den Herren über die „Knappen“ des FC Schalke 04 II und die zweite Mannschaft der „Störche“ von Bundesligaaufsteiger Holstein Kiel jetzt aus der Regionalliga heraus hoch in die Dritte Bundesliga zu Borussia Dortmund II.

Von Verletzung nicht aufzuhalten
„Die Verzahnung von den Profis mit der U23 funktioniert hier sehr gut. Ich war in der Saisonvorbereitung in Kirchberg (Österreich) dabei, trainiere regelmäßig oben mit. Das Trainingslager, das am 2. Januar in Belek beginnt, gilt nur für uns U23-Spieler. Die Profis bereiten sich zu Hause auf die Bundesliga-Rückrunde vor“, fühlt sich Lelle pudelwohl bei den „Schwarz-Gelben“. „Diese fußballerische Weiterentwicklung, der Schritt zu Borussia Dortmund II in die Dritte Liga, das ist einfach top für mich“, gilt der Dank des 1,90 Meter großen Innenverteidigers mit dem starken linken Fuß in erster Linie seinem Berater und früheren FCK-Profi Michael Serr. „Er hat die erforderlichen Gespräche geführt und dann ging alles ganz schnell“, sagt er nach seinem Aufstieg über die Regionalligen West und Nord in eine Liga, in der es von ehemaligen Erst- und Zweitbundesligisten nur so wimmelt.

Das erste Saisonspiel des BVB II verpasste er, weil er sich beim Saisonvorbereitungsspiel der Profis in Aue eine Verletzung zugezogen hatte. „Dann war ich vier Wochen raus. Bei dieser Intensität, die auf dem Niveau herrscht, kommt es immer wieder zu Verletzungen. Das ist nichts Besonderes. Man braucht halt schon eine gewisse mentale Stärke, um sich dann immer wieder heranzukämpfen“, lässt sich Lelle bei der Verfolgung von seinem eindeutigen und klaren Ziel, es als Profifußballer so weit wie möglich zu schaffen, von kleinen Verletzungen nicht abbringen.

Knallerspiel in Roter Erde
Schon am vierten Spieltag war Lelle beim 1:1 gegen den VfL Osnabrück wieder mit von der Partie. Am neunten Spieltag ging im altehrwürdigen Stadion „Rote Erde“ „mein Knallerspiel der Vorrunde über die Bühne“. Gegen Dynamo Dresden, das von 1991 bis 1995 in der Ersten Bundesliga spielte, gab es vor 8000 Zuschauern einen 2:1-Sieg. „Es war eine tolle Kulisse. Auch die BVB-Ultras waren da. Ich habe gegen gestandene Profis wie Christoph Daferner und Stefan Kutschke rasante Duelle auf Augenhöhe geführt. So kann ich Selbstvertrauen tanken. Das ist das, was mich weiterbringt“, sagt er stolz. Ganz wichtig war ihm, dass sein Zwillingsbruder Niklas ebenso wie die Freunde Tim und Nico Juner, Bastian Feick und sein ehemaliger Mitspieler aus Kiel, Masahiro Fujiwara, mit im Stadion waren und anschließend den nicht unbedingt erwarteten Sieg gegen den ambitionierten Tabellenführer von der Elbe mit feierten.

Auch auf Profis wartet Hausarbeit
Beim 3:3 in Cottbus waren mehr als 11.000 Zuschauer im Energie-Stadion. „Die Dritte Liga hat natürlich eine unglaubliche Qualität. Alles ist intensiver, schneller – und jeder Fehler wird sofort bestraft. Jede Mannschaft hat Spieler in ihren Reihen, die eminent torgefährlich sind. Wie etwa Terence Boyd, gegen den ich auch gespielt habe“, sagt Lelle zum Unterschied zur Regionalliga, der in jedem Spiel spürbar sei. „Als Abwehrspieler musst du immer hellwach sein, immer mit Ballverlusten rechnen und sofort präsent sein“, erklärt er, wo die Liga für seine Position die Herausforderung mit sich bringt.

„Die Jungs hier beim BVB II wollen alle, sind top motiviert, bringen eine hohe Qualität mit und sind auch charakterlich Spitze“, erzählt Lelle, ehe er das Interview kurz unterbricht. Es ist der Trockner, der ein Signal gegeben hat. Schon zu Beginn stockte das Gespräch. Der Tisch musste noch abgeräumt werden. „So ein Profidasein ist nicht das Zuckerlecken, das sich manch einer darunter vorstellt“, hat Lelle eben keine gute Fee, die ihm alles abnimmt, die die Wohnung in Brackel, dem grünen Stadtbezirk von Dortmund, für ihn in Ordnung hält. „Da ich das in Kiel auch schon machen musste, habe ich mich daran gewöhnt. Entgegen kommt mir, dass wir nach Training und Spiel im Trainingszentrum immer gutes Essen bekommen, und wenn was übrig ist, dürfen wir das auch mit nach Hause nehmen.“

Unfassbar gutes Vorbild gefunden
Hatte er in Leipzig Willi Orban als großes Vorbild, ist in Dortmund „der Schlotti“ in diese Rolle geschlüpft. „Der Nico Schlotterbeck ist ein unfassbar guter Innenverteidiger, der auch immer bereit ist, uns jüngeren Spielern zu helfen“, adelt ihn Lelle. Ob der frühere U16- und U19-Nationalspieler mit weiteren Einsätzen im Nationalteam rechnet? „Das wäre aktuell die U21-Mannschaft. Da sind aber ausschließlich Spieler im Kader, die entweder in der Ersten oder der Zweiten Bundesliga spielen“, schätzt Lelle seine Chancen auf eine Nominierung derzeit eher gering ein.

Wie in Hermersberg trägt er jetzt in Dortmund wieder „Schwarz-Gelb“. „Ooch ganz ehrlich. Mir war das so gar nicht bewusst. Aber meine Mutter Kerstin, die hat das gleich gemerkt und gesagt, dass sie mich jetzt in Hermersberg einwechseln könnten, ohne dass ich mich umziehen muss“, sagt der Drittliga-Profi mit einem Lachen. Zum Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken (0:0) war seine Schwester Mia angereist. „Dortmund ist halt näher an der Heimat als Kiel oder Leipzig. Ich genieße das und freue mich, wenn jetzt öfter mal jemand von der Familie oder von den Freunden zu einem Spiel kommt. Wir können so die Kontakte pflegen, sie reißen nicht ab“, erklärt er.

Sie werden mit Spannung verfolgen, wie weit ihn der Fahrstuhl noch nach oben führt. Der Hermersberger ist erst 21 Jahre alt und bereit, dem Fußball alles unterzuordnen. (Die Rheinpfalz)


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