Hintergrund: Kontaktfreies Training im Freien ist für die Amateursportler in Rheinland-Pfalz wieder erlaubt. Maximal zehn Erwachsene oder bis zu 20 Kinder bis 14 Jahre dürfen sich ab Montag wieder gemeinsam sportlich ertüchtigen. Wie gehen die Vereine in der Südwestpfalz mit dieser Lockerung der Corona-Maßnahmen um? Die RHEINPFALZ hat sich umgehört.

Trainingspläne liegen schon in Schublade
„Ich bin froh, dass Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist“, erzählt Jens Mayer, Trainer der Landesliga-Fußballer des SV Hermersberg. „Jede Mannschaft, jeder Spieler ist doch froh, endlich mal wieder auf dem Platz stehen zu dürfen. Wichtig ist: Ball am Fuß und grün darunter.“ Wie wichtig die soziale Komponente beim Fußball sei, zeige ihm sein zehnjähriger Sohn Neven. Dieser frage schon seit langem, wann er sich endlich wieder mit seinen Freunden auf dem Sportplatz treffen dürfe, erzählt Papa Mayer. Neven benötige eben viel Bewegung, und Fußball sei da ideal. Mayer hofft, „dass die Runde irgendwie fortgesetzt wird“ – die Gelb-Schwarzen von der Sickingerhöhe führen die Tabelle ihrer Landesliga-Gruppe an und haben im Verbandspokal-Viertelfinale ein Heimspiel gegen die FCK-Profis vor der Brust. Und wenn es dann so weit ist, kann es nach Mayers Worten in Hermersberg „sofort losgehen, denn die Trainingspläne liegen schon bei mir in der Schublade“.


„Das ist für uns höchstens ein kleiner Anfang. Wir sind eben ein Hallensportverein“, sagt Inge Hollerith, die Trainerin und Triebfeder in Sachen Turnen, Gymnastik und Tanz bei der Turnerschaft Rodalben. Zwar seien alle bei der TSR für die Lockerung „dankbar“, zumal die jetzt wieder möglichen Zusammenkünfte die monatelang erheblich reduzierten „sozialen Kontakte fördern“, doch richtig weiter komme man damit nicht. Gerade im bei der TSR so erfolgreichen Turnergruppenwettkampf seien physische Kontakte sehr wichtig. Hollerith: „Wegen der Einhaltung des Mindestabstandes dürfen wir keine Hilfestellungen geben.“ Deshalb müsse man sich darauf beschränken, „ein bisschen zu laufen“.

In den vergangenen Monaten habe sie versucht, per Videoschalte mit ihren Schützlingen zu trainieren. „Doch Flickflack im Wohnzimmer geht schlecht“, führt die Vizepräsidentin im Pfälzer Turnerbund aus. Für Hollerith ist es unverständlich, dass es trotz der großen, vereinseigenen Halle in der Lindersbach und eines sehr guten Hygienekonzepts der TSR weiter nicht erlaubt ist, dort zu turnen.

Endlich wieder persönlich treffen
„Kurzfristig kann man mit solch einer Lösung mal leben“, befindet Romy Hirtle, Handball-Abteilungsleiter bei der TSR. Gleichwohl sei kontaktlos „ein richtiges Handballtraining nicht möglich“. Da gebe es nur sehr beschränkt Trainingsmöglichkeiten im Freien, ohne mit einem Mitspieler in Berührung zu geraten. Trotzdem würden die Rodalber Handballer das neue Angebot nutzen und hoffen, dass es irgendwann ohne Einschränkung weitergehen kann. Ein echter Fortschritt sei, dass man sich endlich wieder mal persönlich gegenübertreten kann statt nur per Whatsapp zu kommunizieren.

Viele Möglichkeiten für kontaktloses Fußballtraining
Andreas Kamphues, Leiter der großen Jugendfußball-Abteilung des FK Pirmasens, begrüßt das neue Angebot, will allerdings nichts überstürzen und daher noch nicht am Montag loslegen. „Wir werden alles erst mit der Stadt Pirmasens abstimmen“, betont Kamphues. Das mache alleine wegen der Belegung der Sportanlagen Sinn. Die FKP sei aber schon länger auf diesen Lockerungsschritt vorbereitet: „Die Pläne liegen bereits in der Schublade. Gerade im Fußball gibt es sehr viele Möglichkeiten, auch ohne Kontakt zu trainieren.“ Besonders das Techniktraining und das Spiel mit dem Ball seien auch mit Abstand zu Mitspielern gut möglich. Als „sehr wichtig“ erachtet der Gymnasiallehrer den „sozialen Aspekt“, denn: „Unsere jungen Spieler brauchen die Ablenkung durch den Fußball und genießen es, mit dem Ball am Fuß und mit den Trainern zusammen zu sein.“

Große Freude bei den Boulespielern
„Wir freuen uns sehr darauf, wieder zusammen zu sein“, sagt Thomas Merz, der Vorsitzende der Boulefreunde Hauenstein. Die ersten Planungen, den Spiel- und Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen, „laufen bereits“, berichtet der Vorsitzende des 92 Mitglieder zählenden Regionalligisten. Gleichwohl sei dies eh nur „ein erster Schritt“. Weil das Spielfeld der Hauensteiner über Flutlicht verfügt, können auch schon vor der Umstellung auf Sommerzeit abends die Kugeln geworfen werden. Nachdem monatelang ein Vereinsleben überhaupt nicht stattgefunden habe, lechze man fast nach sozialen Kontakten, auch wenn zehn Personen, die zusammenkommen dürfen, „nicht gerade viel“ seien.

In Fünfer-Gruppen nach Freigabe gleich loslegen
Für Peter Fremgen, Vorsitzender und Leichtathletik-Trainer des TV Thaleischweiler, kommt die Lockerung der Corona-Verordnung gerade rechtzeitig, um seine zehn Kadersportler auf die deutschen Mehrkampf-Meisterschaften am 14. Mai vorzubereiten. Es gelte allerdings noch, sich mit der Kreisverwaltung Südwestpfalz wegen der Belegung der Sportanlage abzustimmen. Fremgen: „Wenn die Freigabe kommt, geht es gleich auf den Sportplatz an der IGS in Thaleischweiler-Fröschen.“ Er werde dann allerdings nicht mit zehn Sportlern, sondern höchstens in Gruppen von fünf Sportlern gleichzeitig trainieren. Beim Nachwuchs will Fremgen noch vorsichtiger planen, denn es gilt nicht nur die Gesundheit der Kinder, sondern auch die der Übungsleiter zu schützen. Fremgen will sich auch erst mit den Eltern der jungen Sportler in Verbindung setzen, ob diese überhaupt ein Trainingsangebot wünschen.

Handballtraining im Freien nur eingeschränkt möglich
„Grundsätzlich froh“ über die Lockerungen ist Michael Blank, Vorsitzender und Handballtrainer beim rund 1000 Mitglieder zählenden TV Dahn. Er gibt zu bedenken, dass Sport im Freien für Turner und Handballer „nur sehr eingeschränkt möglich“ sei. So richtig loslegen könne der TVD wohl eh erst Ende März mit der Zeitumstellung, denn dann sei es abends länger hell. Gleichwohl sei es ein großer Fortschritt, dass nun wieder persönlicher „Kontakt auf Abstand“ möglich ist, denn das fördere das Miteinander und die Motivation. Zumindest im Handball könne mit gemeinsamem Freilufttraining die Fitness etwas verbessert werden. Gleichwohl gelte es, die Entwicklung abzuwarten.

„Die Maßnahme hilft uns weiter“, ist auch Katharina Langohr, Basketball-Abteilungsleiterin beim TV Clausen, erleichtert über den ersten Schritt zurück zur Normalität im Sport. Zwar sei es „schwierig, auf dem unebenen Untergrund im Freien mit dem Ball zu dribbeln, aber wir kriegen schnell wieder ein Gefühl für den Ball“, sagt Langohr. Es könne zwar kein richtiges Training stattfinden, jedoch könne jeder Basketballer „wieder reinkommen.“ Und: „Auf mehr als zehn Sportler kommen wir eh nicht.“

Noch „abwarten, bis das Präsidium des Südwestdeutschen Fußball-Verbands getagt hat“, will Denis Jung, der Trainer von Landesliga-Neuling SV Hinterweidenthal. Gleichwohl wolle er auf jeden Fall die von der Landesregierung offerierte Möglichkeit zum kontaktlosen Training nutzen. Organisatorisch sei schon alles in die Wege geleitet, „auch wenn wir mit dem kontaktlosen Training noch weit weg sind vom Wettkampfsport Fußball“. Das aktuell erlaubte Training bezeichnet Jung als „kleineres Vorgeplänkel“, Jung wünscht sich eine Entscheidung des SWFV, „wie es weitergeht mit der Saison“.

Nach einem Jahr Pause wieder Schüsse auf die Zehn
„Wir haben seit einem Jahr keinen Schuss abgegeben und freuen uns darauf, unserem Hobby mal wieder nachgehen zu können“, sagt Fred Geib, der Geschäftsführer des Sportschützenkreises Pirmasens und Pressewart des Schützenvereins Heltersberg. Da der Schießstand in Heltersberg teilweise erneuert wird, stellt sich das Problem der nur zehn genehmigten Teilnehmer beim ohnehin kontaktlosen Schießen nicht. Unter strenger Aufsicht dürfen dann die Heltersberger Schützen im Freien die Zehn ins Visier nehmen. Das Schießen mit den Luftdruckwaffen im Innern des Schützenhauses bleibt untersagt. (Die Rheinpfalz)


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